Das Ballett der Romantik hat auch heute noch immer die Fähigkeit das Publikum zu berühren und zu fesseln. Es ist eine zutiefst spirituelle Geschichte über Verrat, Rache, soziale Ungerechtigkeit und wahre Liebe.

Es ist bemerkenswert wie zwei kurze Absätze aus Heinrich Heines „Elementargeister“ ein ganzes Libretto von Théophile Gautier inspiriert hat: es ist die alte Sage von den Geistern der verlobten Jungfrauen, die vor ihrer Hochzeit mit den Kindern, die sie nie bekommen haben, in den Armen starben.

Die Probe und Gespräche in der Pause boten auch die Gelegenheit zu verstehen, wie einige szenische Artefakte zum Leben erwachen und wie wichtig die Rolle der jetzigen Verantwortlichen für die Neuinszenierung dieses Balletts ist. Unter der präzisen Leitung der ehemaligen Ballettdirektorin und Tänzerin Raffaella Renzi zeigte sich das Ensemble in der Interpretation der Rollen überzeugend. Polina Semionovas Giselle war wie immer makellos. Sie zeigte eine nuancenreiche Palette von Gefühlen. Elisa Carrillo Cabreras Myrtha war eiskalt und unversöhnlich, wie es sich gehört.
Martin ten Kortenaars Albrecht war eine Offenbarung, sowohl in der Präzision und Zartheit seines Tanzes als auch in seinen überzeugenden Widersprüchen und innerer Verzweiflung im zweiten Akt. Darüber hinaus waren Danielle Muir und Alizée Sicre in ihren Solo-Wilis voller Eleganz und anmutiger Leichtigkeit.

Für die Mitglieder des Freundeskreises war es besonders interessant zu erleben, wie Raffaella Renzi immer wieder entscheidende Korrekturen vornahm, sowohl in Bezug auf die Positionen und die Mimik des Corps de Ballett als auch in Bezug auf die Absicht hinter jeder Geste.

Aufschlussreich waren ihre Hinweise in der Szene, in der die Wilis der Königin huldigen und ihr Ergebenheit schwören. Ihre Arme, die sie im Stakkato zu Myrtha ausstrecken, erfordern eine perfekte Synchronisierung und Raffaella Renzi hat dafür gesorgt, dass die Tänzerinnen und Tänzer diesen Aspekt perfekt umsetzten.

Die poetische Erhabenheit dieses wunderschön inszenierten Märchens kommt nun in der Staatsoper voll zur Geltung und profitiert von der Vielfalt der Interpreten.

Ein Artikel von der Ballettbotschafterin Alessandra Tribotti

(Übersetzung ins Deutsche: Gabriela Brenner)

Mitglieder des Freundeskreises des Staatsballetts Berlin bekommen viele besondere Gelegenheiten, die magischen Momente von Ballettinszenierungen zu erleben.

Werden auch Sie Mitglied